Broschüre St. Mauritius in Alt-SaarbrückenBand 1: St. Mauritius in Alt-Saarbrücken 

40 Seiten, durchgehend farbig

St. Mauritius (profaniert 2003), Alt-Saarbrücken, Moltkestraße,
erbaut 1953-1955, Architekten Albert Dietz (1920-1973) und Bernhard Grothe (1923-1978)

Mancher findet, die Form von St. Mauritius würde nicht an eine Kirche erinnern. Wie sieht „Kirche“ denn aus, unterscheiden sie sich nicht nach Epoche, Region, Architekt oder Funktion erheblich voneinander? Seit dem 1. Weltkrieg und besonders zahlreich nach 1950 wurden Kirchen im Geist der Moderne gebaut, unter Verzicht auf eine historisierende Formensprache. Und dennoch wurden dabei oft Grundelemente traditioneller Sakralarchitektur herausgearbeitet, allerdings geklärt durch die Einfachheit der Form und des Materials.
Der Glockenturm bildet hier das Wahrzeichen der Kirche, er verhält sich proportional zum Gesamtkomplex und weist auf dessen strenge, prägnant rhomboide Form hin. Die Geschlossenheit des Pfarrbereichs erinnert an frühchristliche Bauten ebenso wie die Schmucklosigkeit nach außen hin. Durch den Turm betritt man einen Kirchhof, der über Eck als Wandelgang um die Kirche führt. Er schirmt ab und erlaubt Kontemplation fast wie in einem Kloster, worauf auch der Brunnen Bezug nimmt. Die Bauformen sind zu kompakten Raumgebilden ineinander gefügt wie Schalen, in deren Zentrum „verdichtet“ das eigentliche Kirchengebäude steht. Dies ist in seiner einfachen Gestalt und Beton-Materialität nicht anders gebildet ist als die Hülle, das Äußere weist nach innen wie das Innere nach außen.
Das Kircheninnere erinnert mit seinen dunklen Dickglasfenstern an byzantinische Kirchen oder an gotische Bauten mit in Fenstern aufgelösten Wänden. Der Boden ist weiß gekachelt, um das farbige Licht in den Raum und auf den Betrachter zu lenken, vielleicht in Anlehnung an Henri Matisses (allerdings viel hellere und heitere) Chapelle du Rosaire in Vence. Die Asymmetrie des Raumes mit nur einem Seitenschiff ist ein typisch modernes Element. Auf Wandpfeilern aufsitzende Rippen unterziehen in Anspielung an Kreuzgewölbe die Decke. Obwohl Altarbereich und die den Eingang flankierende Oratorien etwas erhöht sind, herrscht ein Eindruck von hoher Einheitlichkeit des Ganzen vor: Die Kirche schließt sich, in Fortsetzung der äußeren Raumschalen, mit dem Einzelnen zur Gemeinschaft in Christus zusammen. Feste Einheit drückt das gesamte Bauwerk aus, eine starke überkonfessionelle Botschaft. Die Nordfenster geben sich im Kontrast zu den mystisch-verklärten Fenstern Boris Kleints im Süden als prägnante Heiligendarstellungen zu erkennen. Sie stammen von Kleints Schüler Karl-Heinz Grünewald und regen, in Kommunikation mit dem Hauptraum, individuellere Formen der Frömmigkeit an.

 

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foto117 Wolfgang Niesen

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